* 14. Januar 1936
† 13. Februar 2017
von Ulrike Liedtke
Essay
Als Komponist von Instrumentalmusik trat Treibmann seit 1962 an die Öffentlichkeit. Internationale Anerkennung erreichte er 1973 während des »Warschauer Herbstes« mit der Aufführung seines 3. Sinfonischen Essays für Oboe, Englisch-Horn, Posaune, Schlagzeug, Klavier, Viola, Violoncello und Kontrabass (1972). Im formal und dramaturgisch klar gegliederten Entwicklungskonzept prallen zwei Hauptteile (I. Allegro und II. Furioso einerseits, III. Adagio andererseits) nach dem Prinzip von Aktion und Reaktion ebenso aufeinander wie die unterschiedlich strukturierten Klangzustände innerhalb der Sätze. Zu Beginn wird Tonlos-Geräuschhaftes zu Klang; flüchtige Motive bilden eine expressive Melodik, die bald durch ein aufgeregtes Posaunensolo gestört wird. Soeben entstandene Verbindlichkeiten stellt das Furioso temperamentvoll infrage, unterstützt von einem weiteren Posaunensolo. Harmoniesüchtig fangen Quart- und Quintfortschreitungen im Adagio das entstandene Chaos auf, es ordnend in einem langsamen Marsch, den die eigenen rhythmischen Kräfte zerstören (Nbsp. 1).
Eigenwillig wählte Treibmann seine klanglich-strukturellen Mittel auch in anderen Arbeiten, etwa dodekaphone und aleatorische Anleihen zur Begleitung instrumentaler Soli sowie zur Formulierung polymetrischer Zeitschichten im Scherzo varié (I.) des Streichquartetts (1970), das er seinem Lehrer Fritz Geißler widmete. Mit launig-witzigen bis grotesken Variationen eines Holzbläserthemas erfüllt er die Erwartungshaltung im Capriccio 71 für Orchester (1971). Das Konzert für Violine ...